Ladislav V. Hejdánek – Biographisches in Kürze
| docx | pdf | html ◆ vlastní životopis, česky | německy, vznik: 19. 2. 1992 ◆ poznámka: obsahuje přípis pro Bedřicha Loewensteina

Ladislav V. Hejdánek – Biographisches in Kürze [1992]

Geboren am 10. Mai 1927 in Prag. Dort absolvierte er nach nach 5 Jahren Volksschule auch 8 Jahre Realgymnasium mit Abitur (1946). Dann studierte er 4 Semester Mathematik an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karls-Univ., ging an die Philosophische Fakultät über, immer noch wie ursprünglich wegen der mathematischen Logik. Unter dem Einfluß von Jan Patočka (bzw. im Seminar über Husserls Log.Untersuchungen) und von J.B.Kozák umorientierte er sich endgültig auf Philosophie; als Nebenfach studierte er Soziologie. Als Thema seiner Disseratation verarbeitete er die „Wahrheitsauffassung und einige ihre ontologischen Voraussetzungen“ und promovierte 1952 beim Prof.Dr.J.B.Kozák. Fast ein Jahr arbeitete er als Bauarbeiter, nach 2 Jahren Militärdienst eine kurze Zeit als externer Korrektor, dann seit Februar 1956 als Facharbeiter und später als Leiter in der Dokumentationsabteilung u. Bibliothek eines medizinischen Forschungsinstituts (für Epidemiologie und Mikrobiologie). Während der 2. Hälfte der 60. Jahren konnte er in seinem eigenen Gebiet mindestens kleine Essays und auch einige Fachartikel veröffentlichen und seit Juli 1968 konnte er fast auf 3 Jahre zum wissenschaftlichen Mitarbeiter im Philosophischen Institut der Akademie werden (er wurde damals ausdrücklich als ein Nicht- Marxist angenommen). Ende 1970 wurde er (ähnlich wie die meisten Marxisten) entlassen und seit 1971 diente er als Nachtwart im Musäum der Litteratur (Strahov; in dieser Zeit auch fast ein halbes Jahr in der Haft) und seit 1975 kurz als Pförtner und dann als Heizer bei einer Baufirma (SSŽ). Wegen der Krankheitsschwierigkeiten und auch unter Druck der Polizei (Unterschrift der Charta 77, zweimal als deren Sprecher, zwei Jahre in Funktion) seit Juni 1985 ohne Arbeit, jedoch von holländischen Freunden unterstützt; seit 1987 im Ruhestand. Seit 1971 hat er unregelmäßig und mit großer Vorsicht philosophische Privatseminare organisiert und geleitet, seit April 1980 ganz offen und regelmäßig jeden Montag in eigener Wohnung. Viele vortragende Gäste, hauptsächlich aus England, Holland und Frankreich, sind in dieser Zeit angekommen, aber auch manche aus Belgien, Deutschland, Italien, Kanada, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz, Spanien, den Vereinigten Staaten, u.a.m.1 Im Jahre 1985 empfing er den Palach-Preis; im Jahre 1987 das Ehrendoktorat der Universität von Amsterdam. Nach November 1989 ließ er sich aktivieren und fing an der Theologischen (protestantischen) und einen MOnat später an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität an vorzutragen; in September 1990 wurde er zum Dozenten ernannt (die Habilitationsschrift hat er schon 1970 vorgelegt), in Mai zum ordentlichen Professor. Seit 1992 ist er „membre titulaire“ des „Institut International de Philosophie“.

Aktiv bei der Neubegründung der alten böhmischen (nicht nur tschechischen) philosophischen Gesellschaft „Jednota filosofická“ (ursprünglich 1881 begründet), als deren (nach der Erneuerung erster) Vorsitzender er dann erwählt wurde. (Zur Zeit noch in Funktion.)

Seit 1953 geheiratet, hat 4 Töchter, zur Zeit 6 Enkelkinder.

Themen des Hauptinteresses:

Struktur des begrifflichen und vorbegrifflichen Denkens;

Gegenständlichkeit und nicht-gegenständliches Denken;

Reflexion und Ex-sistenz;

der „Glaube“ (oder „Wahrheit“) in einer auf das althebräische Denken anknüpfenden Fassung.

Publikationsverzeichnis PhDr. Ladislav Hejdánek

a) Bücher und Sammelbänder von Studien und Texten

01 Pojetí pravdy a některé jeho ontologické předpoklady (Wahrheitsauffassung und einige ihrer ontologischen Voraussetzungen) (Dissertation. Karls Universität, Prag)

02 Filosofie a víra (Philosophie und Glaube) (Habilitationsarbeit, vorgelegt in Mai 1970 an der – evangelisch-theologischen – Comenius-Fakultät, Prag)

O3 Dopisy příteli I. (Briefe an einen Freund I.) (ursprünglich einzelne „Briefe“, dann jedes Jahr auch als Sammelband als „Samizdat“ erschienen)

04 Dopisy příteli II. (Briefe an einen Freund II.) (dasselbe wie oben)

05 Lettere a un amico (italienische Übersetzung des ersten Jarganges)

06 Dopisy příteli III. (Briefe an einen Freund III.) (dasselbe wie 3.)

07 Dopisy příteli IV. (Briefe an einen Freund IV.) (dasselbe wie 3., jedoch nur 5 Briefe, dann mit einem Interview als Samizdat-Sammelband erschienen; inzwischen auch erste drei Jahrgänge in einem Sammelband erschienen)

08 Život a slovo. Eseje I. (Das Leben und das Wort I.) (Sammelband von Essays and Studien, vorher selbständig erschienen – alles als Samizdat)

09 Život a slovo. Eseje II. (Das Leben und das Wort II.) (dasselbe wie oben)

10 Filosofie a theologie (Philosophie und Theologie) (Sammelband von Studien und Diskussionen – wieder als Samizdat)

11 Nepředmětnost v myšlení a ve skutečnosti (Nicht-Gegenständlichkeit im Denken und in der Wirklichkeit) (Sammelband von Aufsätzen – als Beispiel mit einem Exemplar dokumentiert, leider natürlich nur im tschechischen – s. Beilage)

12 Wahrheit und Widerstand (Auswahl aus den „Briefen an einen Freund“, bei P. Kirchheim, München 1988 erschienen)

13 Filosofie a víra (Philosophie und Glaube) (Sammelband von kürzeren Texten aus mehreren Jahren, darin auch verkürzt die Habilitations-Thesis; Prag 1990 – schon normal erschienen.)

14 Úvod do filosofické antropologie I-X. (Einleitung in die philosophische Anthropologie, 10 Kapitel in einem Jahrgang einer Zeitschrift:) Protestant, (Prag, 1991, Nos. 1 – 10)



b) Studien und Fachartikel (Auswahl)

(insgesamt mehr als 140 Arbeiten, daraus sind nur die nicht tschechisch erschienene angeführt:)



23 Jesus, Glaube, Christologie (zusammen mit Petr Pokorný) Theolog. Zschr. 18, 1962, S. 268–282

33 Perspektieven van oecumenische arbeid in Tsjecho-Slowakije Kerk in onmoeting 2, 1966, č.1, S. 2–6

34 Glaubensüberlieferung: Nachahmung oder anknüpfendes Überschreiten? Communio viatorum 9, 1966, S. 17–24

45 Perspektiven der ökumenischen Arbeit (německý překlad č.27) in: Stimmen aus der Kirche der ČSSR. Chr.Kaiser Verlag, München 1968, S. 104–11O

78 Glauben und Denken (in der Festschrift für Hebe Kohlbrugge) Utrecht 1984, 12 S.

80 Das Wahrheitsverständnis bei Emanuel Rádl Algem. Ned. Tijdschr.Wijs., 76, 1984, l-l2

81 Prospects for Democracy and Socialism in Eastern Europe in: Havel,V., The Power of the Powerless, London etc. 1985, S. 141–151

82 Masaryk as a Philosopher for Today in: T.G.Masaryk and Our Times, Hannover 1986, S. 101–112

88 De filosofie en haar verhouding tot de waarheid (Rede zur Gelegenheit der Verleihung eines Ehrendoktorats der Universität von Amsterdam, gelesen in absentia des Beehrten), gedruckt bei: Eburon Delft 1988, S. 19–28

91 Masaryk's Vision in: Dazwischen. Ostmitteleuropäische Reflexionen. Frankfurt a.M. 1989, str. 85–92

97 Øjeblikkets fordring. Menneskerettighedsbegrebet og den demokratiske demokratiske Europeiske etik. in: Vankunsten (København) Nr. 2, März 1990, S. 72–82

98 Tilbake i historien og Europas fremtid in: Vinduet 44, 1990, č.1, S. 29–31

101 Reflexion des Glaubens als eine philosophische Aufgabe in: Denkanstöße, Heft 3, Juni 1990 (2.Jg.), S. 91–98

104 Reflexion des Glaubens als eine philosophische Aufgabe in: Begegnung mit Menschen, die Mut zur Hoffnung haben, Wien 1990, str. 11–19

129 L'Europe et l'histoire in: Lettre internationale No29, été 1991, str. 22–26

132 Postmodernisme en Midden-Europa Wijsgerig perspektief op maatschappij en wetenschap (Meppel) 31, 1990–91, Nr. 6, 166–172

143 Rebirth of Bohemian Rhapsody. The Higher (The Times Higher Education Supplement) May 29, 1992, No 1021, p. 15 + 19

151 J.L.Hromádka and Philosophy Communio viatorum 34, 1992, č. 1, 64–83



[přípis určený nejspíš pro Bedřicha Loewensteina:]

obávám se, že jsem se dopustil přinejmenším těžké chyby tím, že jsem neposlal tu krátkou biografii a o něco delší bibliografii dříve. Jsem tu ve strašném presu ze všech stran, porušuji všechny termíny, nic mi nejde, jak bych chtěl,a stále na něco zapomínám. Neměj mi to za zlé, pokud je to vůbec možné mi to za zlé nemít.

Vřele Tě pozdravuji, také Tvou ženu, a budeš-li vidět Šimonu, tak také ji. (Když jsem teď přijel do Prahy, našel jsem v poště také pozvání Svobodné univerzity (podepsané Lutzem Richterem) na 14 denní návštěvu. Odpovím, jakmile se počátkem září vyjasní, jak to bude vypadat s mými povinnostmi. Počítám s tím, že bych nejspíš přijel někdy v první polovině listopadu, pokud to bude tady možné.)

Se srdečnými pozdravy a díky (!)

Tvůj


Ladislav V. Hejdánek – Biographisches in Kürze

Geboren am 10. Mai 1927 in Prag. Dort absolvierte er nach 5 Jahren Volksschule auch 8 Jahre Realgymnasium mit Abitur (1946). Dann studierte er 4 Semester Mathematik an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karls-Universität, ging an die Philosophische Fakultät über, immer noch wie ursprünglich wegen der mathematischen Logik. Unter dem Einfluß von Jan Patočka (bzw. im Seminar über Husserls Log.Untersuchungen) und von J.B.Kozák umorientierte er sich endgültig auf Philosophie; als Nebenfach studierte er Soziologie. Als Thema seiner Disseratation verarbeitete er die „Wahrheitsauffassung und einige ihre ontologischen Voraussetzungen“ und promovierte 1952 beim Prof.Dr.J.B.Kozák. Fast ein Jahr arbeitete er als Bauarbeiter, nach 2 Jahren Militärdienst eine kurze Zeit als externer Korrektor, dann seit Februar 1956 als Facharbeiter und später als Leiter in der Dokumentationsabteilung u. Bibliothek eines medizinischen Forschungsinstituts (für Epidemiologie und Mikrobiologie). Während der 2. Hälfte der 60. Jahren konnte er in seinem eigenen Gebiet mindestens kleine Essays und auch einige Fachartikel veröffentlichen und seit Juli 1968 konnte er fast auf 3 Jahre zum wissenschaftlichen Mitarbeiter im Philosophischen Institut der Akademie werden (er wurde damals ausdrücklich als ein Nicht-Marxist angenommen). Ende 1970 wurde er (ähnlich wie die meisten Marxisten) entlassen und seit 1971 diente er als Nachtwart im Musäum der Litteratur (Strahov; in dieser Zeit auch fast ein halbes Jahr in der Haft) und seit 1975 kurz als Pförtner und dann als Heizer bei einer Baufirma (SSŽ). Wegen der Krankheitsschwierigkeiten und auch unter Druck der Polizei (Unterschrift der Charta 77, zweimal als Sprecher in der Funktion) seit Juni 1985 ohne Arbeit, jedoch von holländischen Freunden unterstützt; seit 1987 im Ruhestand. Seit 1971 hat er unregelmäßig und mit großer Vorsicht philosophische Privatseminare organisiert und geleitet, seit April 1980 ganz offen und regelmäßig jeden Montag in eigener Wohnung. Viele vortragende Gäste, hauptsächlich aus England, Holland und Frankreich, sind in dieser Zeit angekommen, aber auch manche aus Belgien, Deutschland, Italien, Kanada, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz, Spanien, den Vereinigten Staaten, u.a.m. Im Jahre 1985 empfing er den Palach-Preis; im Jahre 1987 das Ehrendoktorat der Universität von Amsterdam. Nach November 1989 ließ er sich aktivieren und fing an der Theologischen (protestantischen) und an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität an vorzutragen; in September 1990 wurde er zum Dozenten ernannt (die Habilitationsschrift hat er schon 1970 vorgelegt). Am 12. März gipfelt das sg. Professor-Verfahren an der Philosophischen Fakultät der Karls Universität Prag.

Aktiv bei der Neubegründung der alten böhmischen philosophischen Gesellschaft „Jednota filosofická“ (ursprünglich 1881 begründet), als deren erster Vorsitzender er dann erwählt wurde. (Zur Zeit noch in Funktion.)

Seit 1953 geheiratet, hat 4 Töchter, zur Zeit 6 Enkelkinder.



Themen des Hauptinteresses:

Struktur des begrifflichen und vorbegrifflichen Denkens;

Gegenständlichkeit und nicht-gegenständliches Denken;

Reflexion und Existenz;

der „Glaube“ in einer auf das Althebräische anknüpfenden Fassung (im Sinne: Glaube ≡ Wahrheit).

Prag, den 29. 2. 1992

1 Von den Fellows des Kolleg waren in seinem Privatseminar : Richard Rorty, Emmanuel Terray, Jacques Brunschwig, Jean Bollack, von den anderen z.B.: Paul Ricoeur, Jacques Derrida, Jean-Francois Lyotard, Pierre-Jean Labarrière, Jürgen Habermas, Ernst Tugendhat, Tom Nagel, Donald Davidson, Jean-Pierre Vernant, Ijsseling, Gunnar Skirbekk, Josep Ramoneda, Daniel C. Dennett, André Glucksmann, Stanislas Breton, Alain Finkielkraut, Gwendoline Jarczyk, Sander Griffioen, Theo de Boer, André Comte-Sponville, Charles Taylor, Anthony Kenny, Jeannewtte Colombel, Étienne Balibar, Ralph Walker, Louis Dumont, Christopher A. Kirwan, Peter Winch, John Randolph Lucas, J.J.A. Mooij, Adriaanse, Rudolf Boehm, W. H. Newton-Smith, u.a.m. (in 10 Jahren mehr als 100 Abende mit ausländischen Philosophen)