970126-3

Ich höre schon langsam auf noch weiter geduldig zuzuhören, wie wir als „alte Veteranen“ gesehen werden. Ich bin hier ja wahrscheinlich der Älteste, ohne Zweifel, aber es fällt mir gar nich ein mich als einen Veteranen zu fühlen. Schlicht und einfach, wenn uns unsere Gesellschaft ins Museum einschieben will, dann liegt es an uns, dagegen Widerstand zu leisten. Oft hat man darüber gesprochen, daß Charta 77 in ihrem Programm ziemlich arm war. Es handelte sich eigentlich um keine Oragnisation, keine Bewegung – Charta konnte und kann sich nicht bewegen, sie ist nur eine Position in zwei Punkten: Orientierung an Menschenrechte und Legalität. Gerade deswegen konnte und kann sie noch heute und hoffentlich auch in der Zukunft eine Basis für verschiedensterweise orientierte Bürger, ja sogar Politiker, so wie es möglich war in dem ersten Jahrzeht ihrer Existenz. Und noch was: naturrechtliche Interpretation der Menschenrechte ist philosophisch falsch und unakzeptierbar. Wir haben jedoch noch keine andere breit akzeptierbare Deutung zur Verfügung. So bleibt vor uns auch eine theoretische Aufgabe: den Gedanken der Menschenrechte neu und besser zu denken. Auch das hat mitunter unserer anderer Aktivitäten schon vor zwanzig Jahren begonnen, und auch hier müssen wir weiter gehen.

(korektura pro Berlin)

(Praha, 970126-3.)