Hebe Kohlbrugge, Řeč věnovaná Ladislavu Hejdánkovi
| raw | skeny ◆ projev, německy, vznik: 8. 1. 1986 ◆ poznámka: není jasné, při jaké příležitosti proneseno; datum odvozeno z Hejdánkova pozdějšího dopisu, který na řeč reaguje
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Strojový, zatím neredigovaný přepis
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Heute etwas zu sagen, wo Heydanek nicht da ist, ist nicht einfach. Man möchte ihn umarmen ihm einen Kuss geben und das geht nicht er ist nicht da. Er kann nicht hierhin und ich kann nicht dorthin. Seit 12 Jahren haben wir uns nicht gesehen. 12 J. ist es her seid die Sicherheitspolizei mich drohend frug: wie kennen Sie Herrn H. "Durch die CEK" - nein, das kann nicht dort war er nie! Dann Hromadka es stand ja das Bild Hromadkas bei ihm im Zimmer - trotz des andern Weges den Hromadka ging, trotz des Verdrusses über die CFK stand da Hromadka. Dagegen hatte auch der SD keine Antwort. Aber seid diesen 12 Jahren geht die Freundschaft weiter: Grüsse kommen, Grüsse gehen. Ist das alte Treue - ist das Verbundenheit von der Lage her? Das ist es auch, allebeide, aber es ist mehr. Es ist eine Verbundenheit, die wächst aus dem Wort aus dem gesprochenen, lebendigen Wort. Und das Wort, das von hier in die Tsjechoslovakei geht, steht in vielerlei Gestalt hier vor mir : Philosophen, Theologen und Freunde, die hinfahren um ein Wort zu sagen, um zu sprechen. Sprechen sagt Rosenstock heisst :"dem Augenblick Dauer verleihen", heisst "die Augenblicke miteinander verheiraten". Das Gesprochene, Besprochene drängt danach zu einer Geschichte zu gehören - so gibts einen Zusammenhang von Sprache und Ereignis, nämlich von der Wahrheit des Wortes und dem Erschaffen in der Tat. Da liegt auch die Kraft von Heydanek: die Tat, die er in Charta'77 zum Ausdruck bringt, deren Sprecher er auch gewesen ist und der dringende Wunsch, dass die Tat nicht alleine dasteht, sondern dass das Wort zwischen uns da sein muss. Es ist ganz schlimm und schrecklich, wenn die Ereignisse sprachlos werden - zur Natur werden - zum Ding. Wenn wir nur noch Maschinen und Zahlen kennen, Statistikken und die blosse Natur, dan HEISST die Zeit nicht mehr, und sie verheisst nicht mehr. Unverheissene Zeiten sind sprachlos. Noch einmal Rosenstock :"wo ich nicht des Glaubens lebe, dass Adam und die Evangelisten einander etwas zu sagen haben, muss ich in meine einzelne Stummheit stürzen" "denn Geschichte gibt es nur in der Zeitrechnung für die Jesus massgebend ist". Das WORT, das leben schafft, das verheisst, das Zukunft trägt, das Wort das uns ändert und die Welt ändert, ist das Wort das Geschichte schafft- und ohne das leben wir in einer statischen sich wiederholenden Welt: Aufbau und Untergang und wieder Aufbau und Untergang und nicht endende Zahlen. Weil Weil das Erschütternde an der Sprache ihre Tragkraft ist, weil sie jede einzige Situation überlebt und das was geschieht in Zusammenhang stellt, darum ist Charta'77 so wichtig. Alle die tönenden, nichtssagenden Worte der politischen Propaganda, alle 5-Jahr-Pläne und Berechnungen, alles nicht endende rechnen hüben und drüben erbringt nichts! Bine Regierung, die bloss rechnen kann, kommt nirgends an; ein Volk, das bloss noch sehen und fernsehen kann - jeden Abend die 'veralteten' Neuigkeiten, denn alles was um 8 Uhr auf dem Bildschirm erscheint ist ja nichts *Neues nichts was verheisst, keine Zukunft - was wir sehen können ist immer 'alt' -das Volk verliert seine Zukunftträchtigkeit aber demgegenüber SPRICHT Charta, demgegenüber versucht Heydanek durch das Wort das eine Europa zu bauen, was uns allen am Herzen liegt, demgegenüber gibt Heydanek nicht nach für die kleine Zahl die 'fliegende Universität zu gestalten, wo das Wort gesprochen wird, gibt er nicht nach trotz des Druckes, trotz der immer wieder erklingenden Fragen: 'lohnt sich denn das wirklich und dann mit der Polizei vor der Tür"? Ja, das lohnt wirklich wenn wir nicht mehr sprechende und hörende sind, ist es aus mit Europa. Die SPRACHE SCHAFFT! .
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Heute etwas zu sagen, wo Heydanek nicht da ist, ist nicht einfach. Man möchte ihn umarmen ihm einen Kuss geben und das geht nicht er ist nicht da. Er kann nicht hierhin und ich kann nicht dorthin. Seit 12 Jahren haben wir uns nicht gesehen. 12 J. ist es her seid die Sicherheitspolizei mich drohend frug: wie kennen Sie Herrn H. "Durch die CEK" - nein, das kann nicht dort war er nie! Dann Hromadka es stand ja das Bild Hromadkas bei ihm im Zimmer - trotz des andern Weges den Hromadka ging, trotz des Verdrusses über die CFK stand da Hromadka. Dagegen hatte auch der SD keine Antwort. Aber seid diesen 12 Jahren geht die Freundschaft weiter: Grüsse kommen, Grüsse gehen. Ist das alte Treue - ist das Verbundenheit von der Lage her? Das ist es auch, allebeide, aber es ist mehr. Es ist eine Verbundenheit, die wächst aus dem Wort aus dem gesprochenen, lebendigen Wort. Und das Wort, das von hier in die Tsjechoslovakei geht, steht in vielerlei Gestalt hier vor mir : Philosophen, Theologen und Freunde, die hinfahren um ein Wort zu sagen, um zu sprechen. Sprechen sagt Rosenstock heisst :"dem Augenblick Dauer verleihen", heisst "die Augenblicke miteinander verheiraten". Das Gesprochene, Besprochene drängt danach zu einer Geschichte zu gehören - so gibts einen Zusammenhang von Sprache und Ereignis, nämlich von der Wahrheit des Wortes und dem Erschaffen in der Tat. Da liegt auch die Kraft von Heydanek: die Tat, die er in Charta'77 zum Ausdruck bringt, deren Sprecher er auch gewesen ist und der dringende Wunsch, dass die Tat nicht alleine dasteht, sondern dass das Wort zwischen uns da sein muss. Es ist ganz schlimm und schrecklich, wenn die Ereignisse sprachlos werden - zur Natur werden - zum Ding. Wenn wir nur noch Maschinen und Zahlen kennen, Statistikken und die blosse Natur, dan HEISST die Zeit nicht mehr, und sie verheisst nicht mehr. Unverheissene Zeiten sind sprachlos. Noch einmal Rosenstock :"wo ich nicht des Glaubens lebe, dass Adam und die Evangelisten einander etwas zu sagen haben, muss ich in meine einzelne Stummheit stürzen" "denn Geschichte gibt es nur in der Zeitrechnung für die Jesus massgebend ist". Das WORT, das leben schafft, das verheisst, das Zukunft trägt, das Wort das uns ändert und die Welt ändert, ist das Wort das Geschichte schafft- und ohne das leben wir in einer statischen sich wiederholenden Welt: Aufbau und Untergang und wieder Aufbau und Untergang und nicht endende Zahlen. Weil Weil das Erschütternde an der Sprache ihre Tragkraft ist, weil sie jede einzige Situation überlebt und das was geschieht in Zusammenhang stellt, darum ist Charta'77 so wichtig. Alle die tönenden, nichtssagenden Worte der politischen Propaganda, alle 5-Jahr-Pläne und Berechnungen, alles nicht endende rechnen hüben und drüben erbringt nichts! Bine Regierung, die bloss rechnen kann, kommt nirgends an; ein Volk, das bloss noch sehen und fernsehen kann - jeden Abend die 'veralteten' Neuigkeiten, denn alles was um 8 Uhr auf dem Bildschirm erscheint ist ja nichts *Neues nichts was verheisst, keine Zukunft - was wir sehen können ist immer 'alt' -das Volk verliert seine Zukunftträchtigkeit aber demgegenüber SPRICHT Charta, demgegenüber versucht Heydanek durch das Wort das eine Europa zu bauen, was uns allen am Herzen liegt, demgegenüber gibt Heydanek nicht nach für die kleine Zahl die 'fliegende Universität zu gestalten, wo das Wort gesprochen wird, gibt er nicht nach trotz des Druckes, trotz der immer wieder erklingenden Fragen: 'lohnt sich denn das wirklich und dann mit der Polizei vor der Tür"? Ja, das lohnt wirklich wenn wir nicht mehr sprechende und hörende sind, ist es aus mit Europa. Die SPRACHE SCHAFFT! .
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(nicht Wenn Goethe sagt "hat mich zum Manne geschmiedet die allmächtige Zeit", dann irrt Goethe sich. Rosenstock sagt hierzu: nicht die Zeit hat ihn geschmiedet, aber das Wort, da wo ein Mann spricht und ein anderer antwortet, da können sie ausrufen : "hat UNS nicht zusammen geschmiedet die allmächtige Zeit". - So rufen wir auch heute Abend bei aller Verschiedenheit :" hat uns nicht zusammengeschmiedet die allmächtige Zeit" - durch das Wort von Heydanek, von Charta, von Havel, durch die Worte derer die hingefahren sind :"zusammengeschmiedet". Darum bekam Heydanek den Ehrendoktor: weil er das WORT ernst nahm, weil er hören wollte und antworten, weil er in und mit dem Wort mitgeschaffen hat, was zum Herzen Europa's gehört: die Charta '77 und das Sprechen über die Grenzen hinweg. Die Frage nach wichtigen Publikationen ist dann völlig überflüssig: es gilt dem Manne, der uns mit Namen ruft : kommt und helft uns; es gilt dem Manne, der das Wort spricht mit seinen Freunden in dem Lande wo man schweigen muss; es gilt dem Manne, der bereit ist ein Märtyrer zu sein und zu werden, denn ohne Märtyrer gibt es keine Geschichte : und darum ehren wir heute unsern Bruder Heydanek !
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(nicht Wenn Goethe sagt "hat mich zum Manne geschmiedet die allmächtige Zeit", dann irrt Goethe sich. Rosenstock sagt hierzu: nicht die Zeit hat ihn geschmiedet, aber das Wort, da wo ein Mann spricht und ein anderer antwortet, da können sie ausrufen : "hat UNS nicht zusammen geschmiedet die allmächtige Zeit". - So rufen wir auch heute Abend bei aller Verschiedenheit :" hat uns nicht zusammengeschmiedet die allmächtige Zeit" - durch das Wort von Heydanek, von Charta, von Havel, durch die Worte derer die hingefahren sind :"zusammengeschmiedet". Darum bekam Heydanek den Ehrendoktor: weil er das WORT ernst nahm, weil er hören wollte und antworten, weil er in und mit dem Wort mitgeschaffen hat, was zum Herzen Europa's gehört: die Charta '77 und das Sprechen über die Grenzen hinweg. Die Frage nach wichtigen Publikationen ist dann völlig überflüssig: es gilt dem Manne, der uns mit Namen ruft : kommt und helft uns; es gilt dem Manne, der das Wort spricht mit seinen Freunden in dem Lande wo man schweigen muss; es gilt dem Manne, der bereit ist ein Märtyrer zu sein und zu werden, denn ohne Märtyrer gibt es keine Geschichte : und darum ehren wir heute unsern Bruder Heydanek !